Winterschlaf bei Igeln oder: braucht Mecki meine Hilfe oder nicht?

Es kehrt nun langsam die kalte Jahreszeit zurück und mancher findet einen Igel beim Spazierengehen oder im Garten. Braucht dieser nun unsere Hilfe oder nicht, wie pflege ich meinen Wintergast und braucht er vielleicht Medizin?

Welche Igel brauchen menschliche Hilfe?

Kranke Igel: kranke Igel fallen meist dadurch auf, dass sie tagsüber unterwegs sind, denn eigentlich schlafen Igel am Tag und werden erst in der Dämmerung aktiv. Kranke Tiere müssen auch tagsüber Futter suchen. Igel, die husten, sind meist schwer lungenkrank. Auch Tiere, die bluten, oder anderweitig verletzt sind, brauchen unsere Hilfe. Ebenso Tiere, die schlapp sind oder angestrengt atmen. Baby-Igel: Igel, die im November nicht mindestens 500-600 gr. Gewicht haben, sind zu klein, um Winterschlaf zu halten. Sie würden in der freien Wildbahn eingehen. Zum Wiegen eignet sich jede Küchen- oder Baby-Waage. Aus hygienischen Gründen empfiehlt es sich, eine Plastiktüte unter den Igel zu legen.

Wie nehme ich den Igel mit, denn der piekt so?

Am einfachsten geht's mit dicken Handschuhen, aber auch mit ein paar Laubblättern lassen sich die Hände schützen. Greifen Sie am besten mit den Fingern unter den Igel und legen Sie die Hände rund um seinen Körper. Wenn Sie eine Tasche, einen Korb, einen Plastikeimer oder einen Schuhkarton haben, ist der weitere Transport kein Problem mehr.

Woher weiß ich, was weiter zu tun ist?

Günstig ist es, wenn Sie mit Ihrem Schützling relativ zügig in die Praxis kommen. In der Regel reichts es wenn Sie Mecki in die nächste Sprechstunde bringen. Dann können wir ihn wiegen und untersuchen, je nach Zustand werden wir Ihnen vielleicht zu einer Behandlung oder Wurmkur raten; Tipps für die Fütterung und Unterbringung geben; oder den kleinen Gesellen sogar bei uns aufnehmen müssen. Wir haben auch Adressen von Igel-Stationen im Umkreis, für den Fall, dass Sie den kleinen Kerl nicht selbst verpflegen können. Tolle Tipps gibts auch bei Pro Igel e.V., u.A. im Internet unter www.pro-igel.de.

Wie bringe ich die kleine Stachelkugel zum Aufrollen?

Wenn Sie nicht sicher sind, ob Ihr Igel vielleicht doch Flöhe hat, wenn Ihr Igel sehr schmutzig ist, oder wenn Sie glauben, er könnte an Beinen oder Bauch verletzt sein, ist es sinnvoll, ihn zum Ausrollen zu bringen. Dies geht am leichtesten im ca. 10 cm hoch mit handwarmem Wasser gefüllten Waschbecken. Einfach die "Igel-Kugel" vorsichtig ins Wasser lassen, der Igel wird sich sofort ausrollen und lospaddeln. Sie können ihn so baden oder die Beine und den Bauch ansehen. Wenn Sie evtl. mit Flohschutzmitteln oder Badezusätzen (mildes Hundeshampoo geht gut) baden wollen, achten Sie darauf, dass die Augen und das Mäulchen nicht untertauchen und übergießen Sie den Kopf nicht mit Wasser! Nach dem Wässern bitte gut abtrocknen und am Besten etwas anföhnen oder unter eine Rotlichtlampe setzen. Die Rotlicht-Lampe muß mind. 50 cm weg vom Igel und es muß sichergestellt sein, dass die Lampe nicht auf Mecki fällt, auch muß das Kabel außer Igel-Reichweite sein!

Wie muß die Unterkunft für Mecki aussehen?

Ein Igel ist nachts sehr aktiv und legt große Strecken zurück, dem müssen wir in Gefangenschaft Rechnung tragen, indem wir einen Käfig oder eine Kiste (aus Holz oder Pappe) anbieten, die mind. 1,5 bis 2,5 m² groß ist! Die Höhe der Behausung muß mind. 50, besser 70 cm hoch sein, damit Igelchen nicht darüber klettern kann, oder eine Gitterabdeckung haben. Der Boden sollte leicht abwaschbar sein, denn Igel machen viele Häufchen. Am Besten legt man den ganzen Käfig mit Zeitungspapier aus, das man täglich erneuert. Der Käfig muß an einem Ort stehen, an dem mind. 10°C Raumtemperatur gewährleistet sind, sonst wird unser kleiner Freund zu träge und frißt nicht richtig. Gut geeignet sind Kellerräume und Garagen, allerdings nur, wenn es Fenster gibt! Aufgrund des strengen Geruchs, den der Kot der lieben Igelchen verbreitet, ist es nicht ratsam, Igel in den Wohnräumen zu halten (wir sprechen aus Erfahrung :-) ). Zum Verkriechen braucht Mecki ein Schlafhäuschen, das man mit Küchenrolle oder weichem Zeitungs-Papier ausstopfen kann. Aus Hygiene-Gründen empfehlen wir entweder Pappkästen, die Sie alle paar Tage austauschen können (z.B. Schuhkarton), oder Plastikbehälter (super sind z.B. alte ausgewaschene Kanister (z.B. Bügelwasser, bitte keine Benzinkanister nehmen), die man gut reinigen kann. In das Schlafhaus schneiden Sie bitte eine Türöffnung in Igelgröße.

Was frißt so ein Igel eigentlich?

Igel sind Allesfresser, die in der Natur Insekten, Schnecken, Würmer, Beeren, Obst etc. fressen. In Gefangenschaft kann man Igel am einfachsten und ausgewogensten mit einer Mischung aus Katzen-Dosenfutter und Igel-Trockenfutter (aus dem Zoo-Geschäft) ernähren. Statt des Igel-Futters kann man auch Frucht-Müsli (Bioqualität, ohne Schwefelzusatz) geben. Igel-Futter eignet sich entgegen der Herstellerangaben NICHT als Alleinfutter, es ist viel zu fett und es fehlen wertvolle Proteine! Ab und zu einen Apfel-Schnitz oder ein paar Weintrauben als Vitaminlieferanten werden auch meist gerne genommen. Zu trinken gibt es aber NUR Wasser, keinesfalls Milch geben, die kann zu gefährlichen Durchfällen führen. Auch ein wenig gekochtes Ei ist für Igel eine Delikatesse. Kurz vor dem Auswildern kann man auch mal ein paar Mehlwürmer aus dem Angler-Laden füttern, so gewöhnt sich Mecki wieder daran, sein Futter selbst zu erlegen.

Welche Krankheiten sind wichtig?

Vor dem Winterschlaf sollte man seinen Gast-Igel unbedingt von einem Tierarzt untersuchen lassen. Die meisten Igel haben Parasiten wie Flöhe, Lungenwürmer, Darmwürmer ... Werden die Igel nicht vor dem Winterschlaf behandelt, können die Parasiten sie im Schlaf auszehren, so dass die Igel geschwächt werden und sterben können. Symptome für äußere Parasiten sind Juckreiz, kahle Stellen oder Stachelfehler, vielleicht sehen Sie die kleinen Krabbeltiere sogar. Tip: setzen Sie Mecki auf ein Stück weißes Küchenpapier, und wackeln Sie mal ordentlich an den Stacheln, wenn auf dem Tuch plötzlich schwarze Punkte oder gar braune flinke Tierchen auftauchen hat Mecki Flöhe. Bei Darmwurmbefall haben die Tiere häufig Durchfall oder schlechten Appetit. Bei dem oft vorkommenden Lungenwurmbefall hustet der Igel oder atmet schwer, da die Würmer die Lunge schädigen und eine schwere Entzündung des Lungengewebes verursachen. Außerdem können natürlich Verletzungen vorkommen. Aufgrund Ihrer Anatomie können Igel sich schlecht sauberhalten und Wunden werden oft von Fliegen zur Eiablage mißbraucht, die aus den Eiern schlüpfenden Maden (kleine weiße Würmchen) fressen sich in den Igel hinein und können das Tier sogar töten. Alle diese Krankheiten müssen vom Tierarzt behandelt werden.

Wenn mein Igel dann groß genug ist, wie kann er Winterschlaf halten?

Wenn Ihr Igel ca. 600 gr. Gewicht erreicht hat, können Sie ihn auch im Dezember oder Januar noch zum Winterschlaf hinlegen, da der Winterschlaf eine super Erholung für den Körper ist. Stellen Sie Ihren Igelkäfig in einen kälteren Raum (z.B. Garage, Kellerabgang, Dachboden o.A.) wo die Temperaturen zwischen 0 und 10 °C liegen, der Igel wird träge werden und die Futteraufnahme einstellen. Sie sehen dies einmal daran, dass Reste bleiben und dass weniger Kot im Käfig ist. Füttern Sie jetzt nur noch 1 x täglich und misten Sie nur noch vorsichtig, um den kleinen Winterschläfer nicht zu stören. RUHE ist sehr wichtig. Wenn sich nichts mehr rührt, können Sie getrost das Füttern einstellen. Evtl. stellen Sie für den Fall, dass Igelchen doch mal wach wird, ein Schüsselchen mit Katzentrockenfutter auf und eine Schüssel mit Trinkwasser. Kontrollieren Sie bitte täglich, ob Ihr Igel wach wird, denn im Käfig kann er ja kein Futter jagen!

Mein Igel ist wieder wach! Was nun?

Wenn Ihr Igel seinen Winterschlaf unterbricht oder einfach ganz regulär im Frühjahr aufwacht, bringen Sie ihn in einen wärmeren frostfreien Raum und füttern Sie ihn wie oben beschrieben. Achten Sie auf den Appetit und ob die Häufchen normal aussehen (normaler Igelkot ist dunkelbraun und zu dickbreiigen Würsten geformt). Sobald es draußen keinen Frost mehr gibt, das ist meist im April der Fall, oder sogar erst nach den "Eisheiligen", kann Mecki wieder ausgewildert werden. Packen Sie dazu sein Schlafhäuschen und eine Futterschüssel und bringen Sie ihn am besten in der Abenddämmerung an den Fundort zurück, denn da kennt er sich aus. Sollte dieser Ort zu gefährlich sein (große Straße, eine Baustelle o.Ä. in der Nähe), können Sie Mecki auch an einem sichereren Ort aussetzen. Innerhalb kurzer Zeit sucht sich Ihr Igel dann Nahrung und findet sich rasch wieder in der Natur zurecht. Für die erste Nacht ist ein kleiner Abschiedsimbiß sicher sinnvoll.
Kleintierpraxis Möller-Seeling, Berstadt, 24.10.2004